Zusammenfassung: Das geschah am Donnerstag
Die Ermittler haben kaum noch Zweifel, dass der Tunesier Anis Amri für den Terroranschlag auf den Weihnachtsmarkt auf dem Breitscheidplatz verantwortlich ist. Nach dem 24-Jährigen wird nun mit Haftbefehl gesucht. Amris Fingerabdrücke wurden am Fahrerhaus des Lastkraftwagens sichergestellt, mit dem am Montagabend 12 Menschen getötet und mehr als 50 verletzt worden waren. Dies teilte Innenminister Thomas de Maizière (CDU) am Donnerstag mit. Es seien auch weitere Hinweise gefunden worden, „dass dieser Tatverdächtige mit hoher Wahrscheinlichkeit wirklich der Täter ist“.
Eine Sprecherin der Bundesanwaltschaft sagte am Abend, gegen den Flüchtigen sei Haftbefehl erlassen worden. Sie wies zugleich darauf hin, dass verschiedene Orte in Berlin und Nordrhein-Westfalen, an denen sich Amri aufgehalten haben soll, durchsucht worden seien. Auch ein Reisebus in Heilbronn sei inspiziert worden. Festnahmen habe es nicht gegeben.
Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hofft auf eine „baldige Festnahme“. Die Gedanken seien bei den Angehörigen der Opfer und bei den Verletzten im Krankenhaus. Man habe in Deutschland erhebliche Anstrengungen im Kampf gegen den Terrorismus unternommen. Sie sei stolz, wie der Großteil der Menschen in Deutschland auf den Anschlag reagiert habe.
Auf die Spur Amris waren die Ermittler gekommen, als sie im Lastwagen seine Duldungspapiere fanden. Das geschah aber erst am Dienstag, weil die Fahrerkabine zunächst versiegelt worden war. Für Hinweise wurden bis zu 100.000 Euro Belohnung ausgeschrieben.
In Berlin stürmte ein Spezialeinsatzkommando der Polizei nach dpa-Informationen einen Salafistentreffpunkt. Dort soll auch Amri verkehrt haben. Der RBB berichtete am Abend, dass der Tunesier in der vergangenen Woche sowie wenige Stunden nach dem Anschlag in der Moschee gewesen sei. Er soll auf Observationsbildern, die dem Sender vorliegen, zu sehen sein. Der Moschee-Verein wird im jüngsten Bericht des Berliner Verfassungsschutzes als Treffpunkt von Islamisten geführt.
Über Amri, der 2015 über Freiburg ins Land einreiste, werden immer mehr Details bekannt. Medienberichten zufolge wurde er in Italien und Tunesien bereits zu langen Haftstrafen verurteilt. Die Sicherheitsbehörden hatten laut „Spiegel“ vor Monaten vage Hinweise darauf, dass er sich im Chat mit einem Hassprediger als möglicher Selbstmordattentäter anbot. Abgefangene Äußerungen von Amri seien aber so verklausuliert gewesen, dass sie nicht für eine Festnahme gereicht hätten.
Die Behörden hatten den Tunesier, der mit verschiedenen Namen agierte, monatelang als sogenannten Gefährder auf dem Radar, sie konnten ihm aber nichts nachweisen. Eine Abschiebung nach Tunesien scheiterte, weil er keinen Pass hatte. Die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) hat sich zu dem Anschlag zwar bekannt. Ob der IS tatsächlich Verbindungen zu Amri hatte, ist aber nicht bewiesen.
Am Donnerstag wurde der Weihnachtsmarkt an der Gedächtniskirche wieder geöffnet. Zum Schutz der Besucher wurden schwere Betonblöcke aufgestellt.
Am Freitag wollen Berliner Künstler und Politiker mit einem Konzert am Brandenburger Tor der Opfer des Anschlags gedenken. (dpa)