Union und Grüne waren bereit, der FDP beim Abbau des Solidaritätszuschlags weiter entgegen zu kommen als bislang bekannt. Nach Informationen der "Zeit" aus Verhandlungskreisen wurde den Liberalen am Sonntag angeboten, die Bürger im Jahr 2020 um vier und im Jahr 2021 um sechs Milliarden Euro zu entlasten. Das ergibt insgesamt ein Entlastungsvolumen von zehn Milliarden Euro. Die Union und die Grünen wären bereit gewesen, die Summe notfalls noch einmal um knapp drei Milliarden auf 13 Milliarden Euro zu erhöhen.
In der SPD wächst der Druck auf Parteichef Martin Schulz seinen Neuwahl-Kurs zu überdenken. "Ich finde im Grundgesetz keinen Artikel, der Neuwahlen vorschreibt, wenn der FDP-Vorsitzende Sondierungsgespräche abbricht", sagte Achim Post, Chef der Landesgruppe NRW in der Bundestagsfraktion, dem "Spiegel": "Im Gegenteil: Parteien und Fraktionen sind in der Pflicht, gerade in einer schwierigen Lage wohlüberlegt Schritt für Schritt vorzugehen."
Der Vorsitzende der sozialdemokratischen Fraktion im Europaparlament, Gianni Pittella, unterstützt SPD-Chef Martin Schulz in seiner Ablehnung einer großen Koalition. „Die SPD hat unsere volle Unterstützung in der Entscheidung, nicht in eine große Koalition eintreten zu wollen“, sagte Pittella dem Tagesspiegel.
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FDP-Vize Wolfgang Kubicki hat Kanzlerin Angela Merkel (CDU) Fehler bei der Jamaika-Sondierung vorgeworfen. Es sei ein "methodischer Fehler" gewesen, die Jamaika-Gespräche im großen Kreis statt in Kleingruppen zu beginnen. "Merkel hat das zunächst einmal laufen lassen", sagte Kubicki der Wochenzeitung "Die Zeit".
"Irgendwann jedoch hätte ihr auffallen müssen, dass diese Methode hier nicht wirkt, dass der Zeitdruck nicht dazu führt, dass die Parteien ihre Positionen räumen", sagte Kubicki. "Dass man mit Geld nicht alle Gegensätze zudecken kann, weil auch gar nicht so viel im Topf ist."
Der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer hat Fehler seiner Grünen bei der Jamaika-Sondierung eingeräumt, die mit zum Scheitern der Verhandlungen geführt hätten. „Ich fand die öffentlichen Provokationen von Jürgen Trittin vor allem in Richtung FDP kurz vor der letzten Verhandlungsrunde unsäglich“, sagte Palmer in einem Interview mit der "Zeit"-Beilage Christ & Welt. Was seine Partei inhaltlich angeboten habe, sei dagegen „tipptopp“ gewesen.
Gescheitert sind die Gespräche nach Palmers Ansicht aber vor allem an den Liberalen. „Ich bin verärgert, dass die FDP mit dem Schicksal des Landes zockt“, sagte er. Sogar Horst Seehofer (CSU) und Claudia Roth (Grüne) seien sich einig geworden.