US-Verteidigungsminister will Abzug aus Afghanistan evaluieren
US-Verteidigungsminister Lloyd Austin will die Abläufe beim Truppenabzug aus Afghanistan evaluieren - aber ohne Eile. „Keine Operation ist je perfekt“, sagte Austin am Mittwoch in Washington auf die Frage, ob das US-Militär im Rückblick etwas hätte anders machen sollen. Es habe keine Mission gegeben, an der er je beteiligt gewesen sei, bei der nicht im Rückblick klar geworden wäre, was besser oder effizienter hätte ablaufen können. Auch in diesem Fall werde es eine Nachbetrachtung geben, und das US-Militär werde seine Lehren daraus ziehen, versprach Austin. „Aber ich möchte mir die Zeit nehmen, das auf richtige Art und Weise zu machen.“
Austin sagte, die vergangenen Tage seien für viele schwierig gewesen. Er hoffe aber, dass das Land „mit Bedacht und Respekt“ auf den Einsatz in Afghanistan zurückschauen werde. „Ich werde immer stolz sein auf die Rolle, die wir in diesem Krieg gespielt haben“, betonte er, räumte aber ein, dass es auch innerhalb des Militärs und unter Afghanistan-Veteranen andere Ansichten gebe. Er habe in den vergangenen Tagen deutliche Meinungen von verschiedenen Seiten gehört. Es gebe unterschiedliche Auffassungen in beiden politischen Lagern. „Und das ist wichtig. Das ist Demokratie. Das ist Amerika.“
Auch US-Generalstabschef Mark Milley sagte mit Blick auf den verlustreichen Afghanistan-Einsatz und die turbulente Abzugsphase: „Das waren unglaublich emotionale und fordernde Tage, und sogar Jahre.“ Alle hätten mit widerstreitenden Gefühlen zu tun, „Schmerz und Angst, Kummer und Traurigkeit, gemischt mit Stolz und Widerstandskraft“. Aber jeder militärische Konflikt sei „böse“ und „brutal“, betonte er: „Krieg ist hart.“
Die USA hatten in der Nacht zum Dienstag ihre letzten Soldaten aus Kabul abgezogen und damit den internationalen Militäreinsatz in Afghanistan nach fast 20 Jahren beendet. Der Einsatz verschlang Unsummen, Zehntausende Zivilisten und afghanische Sicherheitskräfte kamen ums Leben, ebenso wie mehrere Tausend internationale Soldaten, darunter 2461 Amerikaner. 13 US-Soldaten starben nur wenige Tage vor dem Einsatzende bei einem Anschlag vor dem Flughafen von Kabul. (dpa)