Die Blitzbilanz der Tagesspiegel-Triell-Beobachter
Anna Sauerbrey, stellvertretende Chefredakteurin: Dieses Duell war das Schwarzbrot unter den Duellen - gesund und sättigend. Die Kandidaten und die Kandidatin haben auf seriös geschaltet, die giftigen persönlichen Angriffe Laschets auf Scholz aus dem zweiten Duell blieben dieses mal aus.
Zu den Themen: Klar, wieder ging es nicht um Außenpolitik. Aber es ging um Themen, die viele Menschen beschäftigen, besonders die Schwächeren, die nicht oft im Fokus öffentlicher Debatten stehen: Niedriglöhner, Alleinerziehende, Pflegerinnen, Kinder.
Karin Christmann, verantwortliche Redakteurin Meinungsressort: Ein munteres Triell, vergleichsweise straff moderiert. Das Bemühen, lebensnahe Themen zu präsentieren, war erkennbar und glückte am Anfang auch gar nicht so schlecht, auch wenn die Präsentation teils doch etwas boulevardesk geriet. Ab der Mitte wurde es aber unübersichtlich und die Debatte zerfaserte.
Baerbock war munter und angriffslustig, Scholz spielte seine Stärken aus, präsentierte sich souverän und als stünde er schon mit einem Fuß im Kanzleramt. Der Themenzuschnitt der Sendung kam Laschet nicht entgegen, für ihn kann der Abend nicht als Erfolg gelten.
Kurt Sagatz, Medienredakteur: Leichte Schwächen nach starkem Start: Auch ein Triell ist mehr Marathon und weniger ein Sprint. Nach starkem Start mit lebensnahen Themen verlor die Sendung ein wenig den Fokus. Scholz Ausführungen zur Geldwäsche wirkten wie eine Wiederholung vom vergangenen Sonntag.
Auf der einen Seite ein etwas müde wirkender CDU-Kanzlerkandidat, auf der anderen Seite ein angriffslustige Baerbock, ein souveräner Scholz und eine Pallette an Themen, bei denen der Konservative wenig punkten kann. Sein Ziel, seinen ärgsten Kontrahenten ums Kanzleramt endlich zu Fassen zu bekommen, verfehlt er klar. Scholz erlebt einen ruhigen Abend und kann sich auf den kommenden Sonntag freuen.