UNO: Leben nahe ukrainischer Front wird zunehmend zum „Kampf ums Überleben“
Das Leben der Zivilbevölkerung in der Nähe der ukrainischen Front wird nach Angaben der Vereinten Nationen zunehmend zu einem „Kampf ums Überleben“. Die Zahl der zivilen Opfer sei im Vergleich zum Vorjahr um 30 Prozent gestiegen, sagte der für die Ukraine zuständige humanitäre UN-Koordinator Matthias Schmale am Freitag bei einer Pressekonferenz in Genf.
Ein Drittel der bisherigen Todesfälle und Verletzungen von Zivilisten in diesem Jahr wurde demnach durch Drohnenangriffe verursacht. Der Konflikt sei „zunehmend ein technologischer Krieg: ein Drohnen-Krieg“, betonte Schmale. „Neben dem Terror des Kriegs, den Sirenen, den Attacken, ist es zunehmend auch ein Kampf ums Überleben.“ Dieser sei geprägt von einem eingeschränktem Zugang zu Gütern des täglichen Bedarfs.
Die Zerstörung von Energieinfrastruktur kurz vor Beginn des vierten Winters seit Kriegsbeginn wirke sich „eindeutig“ auf die Zivilbevölkerung aus und stelle „eine Form des Terrors“ dar, sagte Schmale. Der Winter-Hilfsplan der Vereinten Nationen, der darauf abziele, mehr als 1,7 Millionen Menschen mit Heizungen und finanzieller Unterstützung zu versorgen, sei nur zur Hälfte finanziert, warnte der UN-Koordinator.
„Unsere Grundannahme für 2026 ist, dass der Krieg weitergehen wird“, sagte Schmale. Derzeit deute nichts vor Ort darauf hin, dass er bald enden werde. Er betonte, dass er von der „Widerstandskraft der Menschen beeindruckt“ sei und warnte zugleich, dass diese nicht „romantisiert“ werden dürfe. Die Bevölkerung sei zunehmend kriegsmüde. „Die psychischen Auswirkungen dieses Krieges nehmen zu.“ Er befürchte, dass die Ukraine mindestens für eine Generation, wenn nicht für mehrere, damit zu kämpfen haben werde. (AFP)